Der Raps braucht die Bienen – und umgekehrt

Das Bienensterben ist in aller Munde und immer mehr Menschen werden sich der Bedeutung der Bienen bewusst. Um sich für das Wohl der Bienen einzusetzen, muss man aber nicht gleich selbst Imker werden - bereits über den Konsum von lokalem Honig kann jeder Einzelne heimische Imker unterstützen und somit einen Beitrag zum Erhalt der Bienen leisten. Möchte man sich noch intensiver einsetzen, kann mit der Übernahme von Bienenpatenschaften vor Ort aktiv für mehr Bienen gesorgt werden. nearBees schafft dafür unkomplizierte Strukturen und online wie offline einen bequemen Zugang zu heimischen Honig. 

Viktoria Schmidt

Viktoria Schmidt, Imkerin und Mitgründerin von nearBees im Gespräch: 

Frau Schmidt, die Bienenpopulation hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert. Was sind die Gründe?  

Verschieden Einflüsse, u.a. eine intensive Landwirtschaft mit Monokultur, haben dafür gesorgt, dass die Bienenpopulation deutlich zurückgegangen ist. Inzwischen ist es so, dass die Bienen in der Stadt ein ganzjähriges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot finden, während sie auf dem Land oft leer ausgehen, denn Monokulturen wie Mais produzieren weder Nektar noch ausreichend Pollen. Eine Ausnahme ist hier der Raps: er ist die einzige Massentracht, die für die Biene verwendbar ist, da der Raps Nektar und Pollen produziert. 

Das heißt, der Raps bietet den Bienen eine gute Nahrungsquelle. 

Genau, aber nicht nur das! Auch für die Rapspflanze sind die Bienen nützlich. An sich ist der Raps eine windbestäubte Pflanze. Wenn man allerdings an ein Rapsfeld gezielt Bienen stellt, ergibt sich daraus eine Ertragssteigerung von bis zu 30%, wie wissenschaftliche Untersuchungen des Landwirtschaftsministeriums nachweisen. Denn die Bestäubung durch die Honigbiene ist effizienter als die Windbestäubung und sorgt zudem für eine höhere Qualität der Frucht, wie wir aus dem Obstbereich wissen. 

2017 hat die Teutoburger Ölmühle die Patenschaft für zwei Bienenvölker übernommen. Wie läuft die Zusammenarbeit?  

Wir haben den Eindruck, dass die Kooperation sehr gut passt, vor allem auch weil Raps und Bienen sich perfekt ergänzen. Uns freut es immer, wenn wir Partner finden, die das Thema ernst meinen und es auch im Unternehmen leben und kommunizieren. Auch das Zusammenspiel zwischen der Teutoburger Ölmühle, dem Bio-Landwirt, an dessen Feld die Bienen zur Rapsblüte stehen, und dem Imker scheint sehr gut zu funktionieren. 

Welche Erfolge konnten Sie mit nearBees erreichen? 

Urban Beekeeping ist als naturverbundenes Hobby zum Trend geworden, dadurch sind auch die Zahlen bei den Imkervereinen wieder gestiegen. Doch auch wenn die Imkerzahl wieder steigt, ist die Zahl der Bienenvölker weiter rückläufig, denn diese neuen Imker haben keine einfachen Absatzwege. Mein Opa hat früher z.B. direkt vom Hof verkauft, das funktioniert für mich und viele andere berufstätige Imker nicht mehr. 

Hier schaffen wir mit unserer Onlineplattform nearBees einfache und neue Vertriebswege für die Imker und unterstützen aktuell 1.400 Imker deutschlandweit bei der Vermarktung ihres Honigs. Wir wollen mit nearBees einen Anreiz schaffen, dass die bereits bestehenden Imker – aktuell etwa 120.000 – in Deutschland mehr Bienenvölker halten, weil sie ihren Honig verkaufen können und es sich für sie „lohnt“ Bienen zu halten. Nur durch ein dichtes Netz an Bienen wird unsere Natur ausreichend bestäubt.

Nicht jeder kann sich einen Bienenstock in den Garten stellen. Welche Möglichkeiten hat jeder einzelne, sich für Bienen zu engagieren? 

Ich empfehle drei Dinge: eine bienenfreundliche Bepflanzung, den Verzicht auf Pestizide und, dass der Honig beim lokalen Imker gekauft wird. Bienenfreundliche Bepflanzung muss nicht heißen, dass jeder nur noch Wildblumen im Garten hat, sondern vielmehr, dass man heimische Pflanzen in einem nachhaltigen Pflanzenhandel kauft und nicht im Baumarkt, denn hier sind die Pflanzen so gezüchtet, dass sie große Blüten haben und sich nicht vermehren, also auch keinen Nektar und keine Pollen bilden. Auf Pestizide sollte man im privaten Gartenbereich – und natürlich auch in der Landwirtschaft – verzichten. Diese Mittel wirken nicht nur gegen Schädlinge, sondern auch gegen Nützlinge. Und das allerwichtigste: jeder Verbraucher sollte seinen Honig bei einem lokalen Imker kaufen und diesen mit einem fairen Preis unterstützen. 

Frau Schmidt, herzlichen Dank für das Gespräch! 

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